3 Fragen an… Cem Özdemir
07.05.2024

3 Fragen an… Cem Özdemir

Der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft im Gespräch.

Portrait von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

1. Letztes Jahr haben Sie uns hier an gleicher Stelle1  gesagt, dass die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) ein großer Hebel für mehr Bio ist. Was ist seitdem in diesem Bereich passiert? Wie hat sich der Sektor entwickelt?

Es hat sich einiges getan. Die Bio-Strategie 2030 wurde verabschiedet, die Ernährungsstrategie der Bundesregierung wurde verabschiedet, die Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung wurde auf den Weg gebracht. Und heute wurde auf der BIOFACH ein Unternehmen ausgezeichnet, das die goldene Plakette bekommen hat, weil es 90 bis 100 % Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung hat. Jetzt kann es losgehen!

2. 30 % Bio im Jahr 2030 klingt ambitioniert. Glauben Sie weiterhin an das Ziel und wie werden wir dieses erreichen?

Die BIOFACH ist die beste Antwort darauf. Denn jetzt gehen die Mundwinkel nach oben. Der Bio-Sektor ist wieder am Kommen, nachdem es eine Stagnation gab – durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, Inflation, gestiegene Lebensmittelpreise. Mittlerweile haben wir wieder Wachstumszahlen. Jeden Tag wächst die Zahl derer, die auf Bio umsteigen. Aber wir müssen noch eine Schippe drauflegen. Was können wir machen? Die Außer-Haus-Verpflegung ist ein Beitrag dazu. Aber natürlich können auch alle Verbraucherinnen und Verbraucher mithelfen.

Die Vorteile sind sehr eindeutig: Wir leisten dadurch einen Beitrag für Nachhaltigkeit, für die Welt, in der unsere Kinder aufwachsen. Auch global gesehen macht es einen Unterschied. Darum ist Bio auch immer ein Thema, wenn wir mit Vertretern anderer Staaten reden – jüngst das Abkommen, das wir mit der Afrikanischen Union geschlossen haben. Ein Bestandteil davon ist auch ein Wissenstransfer im Bereich Öko.

3. Bei der Tierhaltung wagen immer noch verhältnismäßig wenige Betriebe den Umstieg auf Bio. Was tun Sie, damit es hier vorangeht?

Das ist ein bisschen wie die Henne-Ei-Thematik. Diejenigen, die Bio-Tierhaltung nachfragen, sagen, es gibt nicht genug Hersteller. Und die Hersteller sagen, dass ihnen die Sicherheit fehlt, wenn sie umsteigen. Sie brauchen eine sichere Nachfrage, sodass es sich wirtschaftlich rechnet.

Also muss der Staat vorübergehend einspringen und helfen. Das machen wir beispielsweise durch das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Wir haben uns ganz bewusst für 5 Stufen entschieden, mit einer Bio-Stufe, damit Bio auch in der Tierhaltung sichtbar wird. Die gute Nachricht: Die Wirtschaft folgt uns. Diejenigen, die schon freiwillig ein Kennzeichen auf den Markt gebracht hatten, bevor die staatlichen Kennzeichen kamen, haben sich unserem Kennzeichen jetzt angepasst. Sie sind von 4 auf 5 Stufen gegangen und haben selber eine Bio-Stufe eingeführt. Das heißt, es wird nicht nur beim Schwein, wo wir als Staat mit unserem Kennzeichen beginnen, eine Bio-Stufe geben, sondern bei allen Nutztierarten. Dadurch wird es für Verbraucherinnen und Verbraucher leicht, auf einen Blick zu erkennen: Dieses Fleisch ist aus der Haltungsstufe Bio.

1 Das Interview wurde tagesaktuell am 13. Februar 2024 auf der BIOFACH in Nürnberg geführt.

Autor

Anna Frede

Anna Frede

Junior PR-Beraterin | modem conclusa gmbh