Wer früh am Morgen von Garmisch-Partenkirchen durch die Partnachklamm zur Reintalangerhütte unterhalb der Zugspitze aufbricht, den erwarten auf der ca. sechsstündigen Tour magische Nebelschwaden über dem glasklaren Bergbach entlang des Wanderwegs und am Ziel auf 1.369 Metern Höhe die erste Bioland-zertifizierte Alpenvereinshütte. „Ich bin überzeugt, dass der ökologische Landbau die nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung ist. Diese Qualität wollte ich einfach auch unseren Gästen anbieten“, begründet Hüttenpächter Andy Kiechle die Entscheidung, die mit großen logistischen Herausforderungen einhergeht – aber auch richtig gewesen zu sein scheint: „Die Gäste sind positiv überrascht bis begeistert von unserem Konzept“. Nach dem auf nochmal fast 500 Meter höher gelegenen Prinz Luitpold Haus im Allgäu, wo man bereits im Sommer 2021 den konsequenten Weg zu einer reinen Bio-Küche eingeschlagen hatte, ist die Reintalangerhütte die zweite biozertifizierte Hütte des Deutschen Alpenvereins (DAV). Die beiden extremen Beispiele aus der Individualgastronomie zeigen, was in puncto Bio-Außer-Haus-Verpflegung (Bio-AHV) möglich ist, wenn man will.
Das scheinen auch die Verantwortlichen in der Politik erkannt zu haben – die einen früher, die anderen später. Denn in ganz Europa wurden in den vergangenen Jahren verschiedenste Initiativen, Förderprogramme und Gesetzgebungsverfahren gestartet, um den Anteil von Bio-Lebensmitteln oder saisonalen und regionalen Zutaten in der Außer-Haus-Verpflegung zu erhöhen. Neben dem zunehmenden Qualitätsbewusstsein der Verbraucher, hat die Entscheidung für mehr Bio-Lebensmittel nämlich auch gesundheitliche und ökologische Vorteile, die sich positiv auf den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes auswirken. Das Potential und der Hebel der Außer-Haus-Verpflegung sind nämlich enorm: Alleine in Deutschland nehmen Schätzungen zufolge täglich mehr als 16 Millionen Menschen Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung1 ein – also zum Beispiel in Schulen, Betriebskantinen, Krankenhäusern oder Justizvollzugsanstalten. Hinzu kommen die zahlreichen täglich ausgegebenen Gerichte der System- und Individualgastronomie.