Plant-based vs. Vegan: Was ist der Unterschied?
30.10.2023

Plant-based vs. Vegan: Was ist der Unterschied?

Die essenziellen Unterschiede zwischen veganen und plant-based Ernährungsstilen. Auswirkung auf Ihre Gesundheit und die Umwelt. Erfahren Sie jetzt mehr!

Köchin gibt Essen aus Vegane Ernährung auf dem Vormarsch: Ein Blick auf die wachsende Bewegung

„Deutschland unter den Top 5 weltweit“: Was für die deutsche Männer-Fußballnationalmannschaft nicht mehr zu gelten scheint, trifft mittlerweile für die vegane Ernährung zu – zumindest lassen dies Auswertungen von Google Suchanfragen durch das Online-Portal Chef’s Pencil[1] vermuten. Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganer einordnen lag im Jahr 2023 laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse bei 1,52 Millionen[2] und damit fast doppelt so hoch wie noch vor knapp zehn Jahren. Dieselbe Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich aktuell sogar ca. 8,12 Millionen Deutsche zumindest vegetarisch ernähren.

Die Gründe für die wachsende Beliebtheit dieser verschiedenen Ausprägungen pflanzlicher Ernährung sind vielfältig und reichen von Tierwohl über Gesundheitsaspekte bis hin zu Umwelt- und Klimaschutz. Gleichzeitig schlägt insbesondere der veganen Lebensweise aus Teilen der Bevölkerung großes Ressentiment entgegen. Was uns zu der Frage bringt: Hat vielleicht das unter „plant-based“ bekannte Konzept der vorwiegend pflanzenbasierten Ernährung das Potenzial, diesen Widerstand zu brechen und eine für unsere Gesellschaft und jeden Einzelnen viele Vorteile bringende Ernährungsform zum neuen Standard zu machen?

Veganer Genuss oder Plant-Based? Der Unterschied ist von außen kaum zu erkennen Veganer Genuss oder Plant-Based? Der Unterschied ist von außen kaum zu erkennen

Plant-based vs. bio-vegane Ernährung: Worüber reden wir eigentlich?

Um zu verstehen, warum es ungemein wichtig sein kann, zwischen „plant-based“ Ernährung und Veganismus zu unterscheiden, den viele Menschen irgendwo zwischen hippem Großstadt-Trend und militanter Jugendströmung einordnen, hilft ein Blick auf die Ursprünge dieser Begriffe und Bewegungen: Das Wort "Veganer" wurde im Jahr 1944 von Donald Watson, einem englischen Tierschützer und Gründer der Vegan Society, eingeführt. Demnach beschreibt der Begriff eine Person, die aus ethischen Gründen auf die Verwendung von Tieren verzichtet – eine Reaktion auf die industrielle Landwirtschaft und die Massentierhaltung. Menschen, die sich in diesem Sinne als Veganerinnen und Veganer bezeichnen und danach leben, schließen also nicht nur tierische Lebensmittel wie Fleisch und Fisch aus ihrer Ernährung aus, sondern treffen eine noch viel weitergehende Entscheidung: Sie vermeiden auch den Kauf von Produkten, die aus einem Tier hergestellt werden und üben Verzicht an jedem Artikel, der an Tieren getestet wurde.

Das Konzept der pflanzenbasierten Ernährung hingegen geht auf den US-amerikanischen Biochemiker und Ernährungswissenschaftler Thomas Colin Campbell zurück, der den Begriff „plant-based diet“ Anfang der 1980er Jahre nutzte, um die Ergebnisse seiner Forschung zum Thema Ernährung beim National Institutes of Health zur präsentieren. Seinem wissenschaftlichen Hintergrund entsprechend fokussierte er sich nicht auf die ethischen Aspekte der Ernährung, sondern die gesundheitlichen, die sich laut seinen Forschungen am besten mit einer fettarmen, ballaststoffreichen und auf Pflanzen basierenden Ernährung realisieren ließen.

Im Gegensatz zu veganen – oder selbst vegetarischen – Ernährungsformen ist die pflanzenbasierte Ernährung flexibler, da sie nicht verlangt, andere Nahrungsquellen vollständig zu eliminieren, sondern vielmehr dazu anregt, den Teller mit mehr pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten und Samen zu füllen. Tierische Produkte wie Fisch und Fleisch oder Milch und Milchprodukte sind also nicht per se ausgeschlossen. Wichtiger erscheint vielmehr, dass dabei möglichst keine hochverarbeiteten Lebensmittel konsumiert werden, sondern nur „whole foods“ – also vollwertige Lebensmittel.

Die ökologische Dimension: Nachhaltige Ernährung im Fokus

Ein Motiv, das weder Thomas Colin Campbell noch Donald Watson im Sinn gehabt haben dürften, ist der Klimaschutz. Heute dürfte es umso stärker wirken. Schließlich ist das Agrar- und Ernährungssystem zum Beispiel in Deutschland für circa ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich.[3] Weltweit gehen bis zu 80 Prozent des Rückgangs an biologischer Vielfalt auf das Konto des globalen Agrar- und Ernährungssystems. Eine in der Zeitschrift Nature Food veröffentlichte Studie zeigt, dass eine Umstellung auf pflanzenbasierte Ernährung in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich nicht nur die Umweltauswirkungen drastisch reduzieren würde, sondern auch die Nahrungsmittel-Resilienz in Bezug auf Krisen verbessern könnte.[4] Die Reduzierung des Konsums von Fleisch und die Verschiebung hin zu einer pflanzlichen Ernährung könnten also eine Win-Win-Situation für das eigene Leben, die Umwelt und die Ernährungssicherheit darstellen.

Es verwundert also wenig, dass die deutsche Regierung vor diesem Hintergrund an einer nationalen Ernährungsstrategie arbeitet, die eine Verschiebung hin zu pflanzlichen Lebensmitteln unterstützt, um sowohl die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern als auch die klimatischen Auswirkungen zu reduzieren. In dem zugehörigen Eckpunktepapier heißt es: „Unsere Ernährung stellt einen wichtigen Aspekt bei der Transformation zu einem ressourcen- und klimaschonenden sowie nachhaltigen Wirtschaften dar. Die Transformation des gesamten Ernährungssystems hin zu einer pflanzenbetonten Ernährungsweise ist die wichtigste Stellschraube im Ernährungsbereich, um unsere nationalen und internationalen Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“[5] Auch das Stichwort Resilienz fällt in dem Papier – wenn auch nur in einem Nebensatz.

Die ökologischen Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung sind daher klar und werden durch politische Maßnahmen und wissenschaftliche Erkenntnisse weiter unterstrichen. Die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte und die Förderung pflanzlicher Alternativen scheinen einen vielversprechenden Weg darzustellen, um sowohl die gesundheitlichen als auch die ökologischen Herausforderungen anzugehen, denen die Weltgemeinschaft heute gegenübersteht.

Die Macht der Worte: Begriffe wie 'plant-based' und 'vegan' beeinflussen unsere Wahrnehmung Die Macht der Worte: Begriffe wie 'plant-based' und 'vegan' beeinflussen unsere Wahrnehmung.

Bio-vegane Ernährung: Die Macht der 'Plant-Based' Terminologie für Gesundheit und Nachhaltigkeit

Auch wenn sich der Veganismus mit der Zeit zu einer Bewegung entwickelt hat, die sich nicht nur auf Ethik und Tierschutz stützt, sondern auch auf wissenschaftlich bestätigte positive Gesundheits- und Klimaschutzaspekte, bleibt ihr das Image einer extremen Randgruppe mit einer sehr speziellen Lebensphilosophie. Die Begriffe „plant-based“ und „vegan“ haben aufgrund ihrer Historie ganz unterschiedliche Konnotationen, die wiederum die Akzeptanz dieser Ernährungsstile erheblich beeinflussen. So ergab eine in Kalifornien durchgeführte Studie, dass mehr als 80 Prozent der Befragten den Begriff „pflanzlich“ gegenüber „vegan“ bevorzugen, wenn sie einen Ernährungsstil beschreiben, der alle Arten von tierischen Produkten meidet.[6]

 

 

Wenn ein Produkt als „pflanzenbasiert“ gekennzeichnet ist, muss die Marke oder der Verbraucher nicht vollständig mit den philosophischen oder ethischen Werten der Veganer übereinstimmen. Es überrascht also wenig, dass Untersuchungen des Good Food Institute ergeben haben, dass eine „Plant-based“-Label die Kaufbereitschaft der Verbraucher im Vergleich zum „Vegan“-Label um etwa 20 Prozent erhöhen.[7] Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Begriffe „plant-based“ und „vegan“ unterschiedliche psychologische und gesellschaftliche Bedeutungen in sich tragen. Entsprechend hängt der Erfolg der Vermarktung von pflanzlichen Produkten und Lebensstilen erheblich von der genauen Terminologie ab, die verwendet wird.

Pflanzliche Ernährung: Große Chance in Schulen und am Arbeitsplatz

Die Einführung pflanzlicher Essensangebote in Schulen und am Arbeitsplatz bietet zahlreiche Vorteile und Chancen sowohl für die Einrichtungen als auch für die Menschen, die dort lernen und arbeiten. In Schulen beispielsweise sind pflanzliche Optionen oft günstiger und schneller für die Schule zu beschaffen und zu kochen, was bedeutet, dass die Kapazität für die Zubereitung qualitativ hochwertigerer und spannenderer Mahlzeiten für die Schüler erhöht wird. Zudem unterstützen solche Angebote die Nachhaltigkeit und reduzieren den Kohlenstoff-Fußabdruck der Schule. Ferner eröffnen sie den Schülern eine neue Welt unterschiedlicher Gemüse und Mahlzeiten.

Das gemeinnützige Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und die NGO ProVeg International schätzen, dass Kinder, die ein Jahr lang einmal pro Woche ein pflanzliches Mittagessen in der Schule erhalten, ihren kombinierten CO2-Fußabdruck um mehr als 1.000 Tonnen CO2 reduzieren könnten.[8] Dies wäre bereits ein beachtlicher Beitrag zur Reduzierung der Umweltauswirkungen und zur Förderung nachhaltiger Ernährungsgewohnheiten von Kindern. Auch am Arbeitsplatz können pflanzliche Essensangebote erhebliche Vorteile bieten. Schließlich nutzt zum Beispiel in Deutschland jeder fünfte Berufstätige die Unternehmenskantine. In den rund 14.000 deutschen Betriebskantinen werden mehr als 1,5 Milliarden Hauptmahlzeiten pro Jahr zubereitet.
Insgesamt bieten pflanzliche Essensangebote in Schulen und am Arbeitsplatz also einen großen Hebel, Gesundheit und Nachhaltigkeit zu fördern, und spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines umweltbewussten und gesundheitsfördernden Umfelds – vor allem dann, wenn dabei vollwertige statt hochverarbeitete Lebensmittel in Bio-Qualität zum 
Einsatz kommen.

Die Bedeutung von Bio und Qualität: Pflanzliche Ernährung mit hochwertigen, biologischen Zutaten hat einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Umwelt. Die Bedeutung von Bio und Qualität: Pflanzliche Ernährung mit hochwertigen, biologischen Zutaten hat einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Umwelt.

Bio-Qualität und Nachhaltigkeit: Schlüsselaspekte für 'plant-based' Produkte

Die Qualität und Herkunft der Zutaten spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle für den Grad der Ausprägung positiver Effekte einer pflanzenbasierten oder veganen Ernährung. „Bio ermöglicht Bäuerinnen und Bauern sowie Lebensmittelherstellern einen Beitrag zur Lösung der multiplen Krisen zu leisten. Denn Bio sorgt mit jedem Hektar für mehr Artenvielfalt, Gewässerschutz, gesunde Böden, Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung. Für die notwendigen Veränderungen unserer Ernährungssysteme leistet Bio einen positiven Beitrag“, erklärt Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des deutschen Bio-Spitzenverbandes BÖLW. Schließlich sei Bio eine regenerative Kreislaufwirtschaft, die ohne Dünger aus fossiler Energie funktioniere und noch dazu Humus im Boden aufbaue, so CO2 aus der Luft binde und zudem Bauern unabhängig mache. Durch seine ressourcenschützende Wirtschaftsweise sparen Bio-Produkte laut BÖLW bereits heute Klimaschäden allein in Deutschland in Höhe von 1,5 Milliarden EUR im Jahr ein und trägt obendrein dazu bei, Lebensmittelpreise in turbulenten Zeiten stabil zu halten.

Eine pflanzenbasierte Ernährung biologischen Ursprungs, die wenig verarbeitet ist, wird als besonders wertvoll für ein nachhaltiges Ernährungsprofil angesehen, da sie neben ökologischen auch gesundheitliche Anliegen berücksichtigt. Eine solche hauptsächlich pflanzenbasierte Ernährung, die zudem noch arm an Salz, gesättigten Fetten und zugesetzten Zuckern ist, wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Teil einer gesunden Lebensweise empfohlen. Solche Diäten sind allgemein mit einem geringeren Risiko für vorzeitige Mortalität verbunden und bieten Schutz vor Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen sowie Diabetes mellitus.[9] Dennoch gibt es einen wachsenden Trend zu pflanzlichen Fleischalternativen, von denen viele als stark verarbeitete Lebensmittel (Ultra-Processed Food) eingestuft werden. Dabei zeigen erste Studien bereits, dass Menschen, die häufig ultra-hochverarbeitete Lebensmittel verzehren, nicht nur ein erhöhtes Darmkrebs-, sondern auch Sterbe-Risiko haben.[10]

Ein großer Schritt in die richtige Richtung: Für eine nachhaltige pflanzliche Ernährung

Die verschiedenen Ausprägungen der pflanzlichen Ernährung haben sich zu einem bedeutenden Trend entwickelt, der immer mehr Menschen weltweit anspricht. Dieser Trend ist eine Reaktion auf eine Vielzahl von Faktoren, darunter gesundheitliche Aspekte, Umweltschutz und Klimaschutz sowie ein wachsendes Bewusstsein für die ethischen Implikationen der Nahrungsmittelauswahl.

Im Vergleich zum Veganismus, der eine strengere ethische Position einnimmt und alle tierischen Produkte meidet, bietet die „plant-based“ Ernährung eine flexiblere Herangehensweise, die es den Menschen ermöglicht, die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung zu erkunden, ohne sich vollständig von tierischen Produkten zu distanzieren. Zudem ist ein Bewusstsein für die unterschiedliche psychologische Wirkung der Begriffe „plant-based“ und „vegan“ von Bedeutung, da sie die Akzeptanz und das Engagement der Menschen in Bezug auf ihre Ernährungsentscheidungen beeinflussen können.

Die feste Etablierung und der kontinuierliche Ausbau pflanzlicher Essensangebote in Schulen und am Arbeitsplatz sowie die Betonung der Vorteile von Öko-Landbau und Bio-Qualität bei der Auswahl von Nahrungsmitteln sind wichtige Schritte, um die Vorteile dieser Ernährungsweisen weiter zu fördern und eine breitere Akzeptanz in der Gesellschaft zu erreichen. Es ist deshalb essentiell, dass Verbraucher, Produzenten und politische Entscheidungsträger dies erkennen und fördern, um die positiven Auswirkungen der pflanzenbasierten Ernährung voll auszuschöpfen.

Die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, BIOFACH, die von 13.-16. Februar 2024 in Nürnberg stattfindet, ist der ideale Ort, um diese Diskussion mit den verschiedenen Fachexperten ergebnisorientiert fortzusetzen.

Quellenangaben:

[1] Quelle: https://www.chefspencil.com/most-popular-countries-and-cities-for-vegans-in-2020-jan-2021-update/

[2] Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/

[3] Quelle: Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin

[4] Quelle: https://www.nature.com/articles/s43016-022-00634-4

[5] Quelle: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/ernaehrungsstrategie-eckpunktepapier.pdf?__blob=publicationFile&v=4

[6] Quelle: https://nutrifusion.com/study-consumers-favor-term-plant-based-over-vegan/#:~:text=With%20this%20confusion%2C%20many%20consumers,the%20term%20“vegan”%20is

[7] Quelle: https://gfi.org/images/uploads/2019/10/GFI-Mindlab-Report-Implicit-Study_Strategic_Recommendations.pdf?pi_content=220b5b845669b5ce45731e314743df0395eb5749c1cd9b79d10bcc8a2d4522ee

[8] Quelle: https://www.un.org/sustainabledevelopment/blog/2019/02/germany-sustainable-diets/#:~:text=The%20organizations%20estimate%20that%20by,By%20reducing

[9] Quelle: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/349086/WHO-EURO-2021-4007-43766-61591-eng.pdf?sequence=1#:~:text=Overall%2C%20a%20diet%20that%20is,NCDs

[10] Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/137094/Studien-Ultra-hochverarbeitete-Lebensmittel-koennten-Risiko-auf-Darmkrebs-und-Tod-erhoehen