3 Fragen an... Pippa Hackett
24.05.2024 Zukunft Lebensmittel

3 Fragen an... Pippa Hackett

Biobäuerin und irische Staatsministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Meeresangelegenheiten

Portrait Pippa Hackett

1. Ende 2022 sagten Sie, dass das Interesse am ökologischen Landbau so groß sei wie nie zuvor. Wie hat sich der Sektor seither entwickelt? Und was sind Ihrer Meinung nach die beiden wichtigsten Hebel für mehr ökologischen Landbau?

In Irland hat sich der ökologische Landwirtschaftssektor in den letzten Jahren stark entwickelt. Im Jahr 2022 gab es etwa 2.000 irische Landwirte, die ökologisch wirtschaften. Heute haben wir 5.0001. Das entspricht etwa 5 % der Landfläche. Das ist im europäischen Vergleich wenig, aber wir haben von einer wirklich niedrigen Basis aus begonnen. Es gibt also eine gute Dynamik, die Landwirte sind sehr engagiert.

Was die Hebel angeht, so denke ich, dass die Finanzen immer eine wichtige Rolle spielen, jedoch nicht nur. Meiner Meinung nach spielt auch die Beratung eine große Rolle. Wir haben in Irland beispielsweise ein Serviceangebot, welches Farmern Beratung im ökologischen Landbau bietet. Dazu kommt der Wissenstransfer, eine Art Peer-to-Peer – Landwirte lernen sehr gut von anderen Landwirten. Wir veranstalten viele Betriebsbesichtigungen, bei denen Bauern sehen, wie ein Biobetrieb funktioniert und Fragen stellen können: Wie haben Sie folgendes Problem gelöst? Was machen Sie, wenn Ihr Futter knapp wird? Darauf reagieren die Landwirte in der Regel sehr gut. Und nicht zuletzt ist auch die Erschließung der Märkte von großer Bedeutung.

2. Ist die irische Regierung in Sachen Klimaschutz auf dem richtigen Weg?

Ich denke, wir machen uns ganz gut. Auch wenn es eine Herausforderung ist – nicht nur für uns, sondern für ganz Europa. Die Landwirte sind hin und wieder frustriert, dass sich die Zielhöhe immer zu verschieben scheint, das sehen wir in ganz Europa. In Irland haben wir uns aber für ein Klimagesetz verpflichtet. Es gibt gesetzliche Vorgaben für jeden Wirtschaftszweig.

Dazu kommt die Arbeit, die ich im Landwirtschaftsministerium leiste: die Einführung eines Systems für den ökologischen Landbau, die Unterstützung der Landwirte bei der Aussaat verschiedener Grasarten, die nicht so viel Dünger benötigen, und die Unterstützung durch Beratung, welche beispielsweise bei der Dekarbonisierung der Höfe dringend erforderlich ist.

Wir machen also Fortschritte. Unser Emissionsprofil in der Landwirtschaft ist rückläufig. Natürlich haben wir noch mehr zu tun. Wir werden immer mehr zu tun haben. Aber ich denke, dass es wirklich wichtig ist, anzuerkennen, dass wir Verbesserungen erzielen, um die Landwirte auf diesem Weg zu unterstützen. Und wir sollten die Arbeit anerkennen, die sie leisten, um uns dabei zu helfen.

3. Sie setzen sich seit Jahren für die Erhöhung des Anteils der ökologischen Landwirtschaft in Irland ein. Was ist Ihr Ziel?

Ich bin selbst Biobäuerin auf einem Rinder- und Schafhof. Ich habe 10 Jahre lang in Irland ökologisch gearbeitet. Und ich sehe aus erster Hand, wie es unsere Lebensqualität verbessert hat, wie es unser Ackerland verbessert hat. Und ich kann dieses Wissen mit anderen Landwirten teilen, die sich vielleicht fragen, ob sie auf ökologischen Landbau umstellen sollen oder nicht. Ich glaube, die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln ist da, zumindest in Europa. Und ich denke, Irland ist eine sehr landwirtschaftlich geprägte Nation. Wir sind gut in der Landwirtschaft und wir können auch gut in der ökologischen Lebensmittelproduktion sein.

1 Das Interview wurde Februar 2024 im Rahmen der BIOFACH geführt.

Autor

Anna Frede

Anna Frede

Junior PR-Beraterin | modem conclusa gmbh