- 22.08.2025
- Zukunft Lebensmittel
Bio-Boom mit Hindernissen: Der Bio-Weltmarkt zwischen Wachstum und Wandel
Der internationale Bio-Markt wächst – sowohl in Fläche als auch Umsatz. Doch mit dem Boom steigen auch die Herausforderungen: von hohen Preisen bis zu komplexen Zertifizierungen.
Geschrieben von Manuela Jagdhuber

Der internationale Markt für ökologische Landwirtschaft steht 2025 an einem wichtigen Wendepunkt. Während die biologisch bewirtschafteten Flächen weltweit wachsen und der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln neue Rekordhöhen erreicht, mehren sich zugleich strukturelle Herausforderungen. Der jüngste Branchenreport The World of Organic Agriculture1, der anlässlich der BIOFACH 2025 von FiBL und IFOAM veröffentlicht wurde, liefert dazu ein umfassendes Bild.
"Die Bio-Nutzfläche wächst weltweit – über die Hälfte davon liegt in Australien, dem klaren Spitzenreiter."
Weltweit wurden Ende 2023 fast 99 Millionen Hektar biologisch bewirtschaftet – das entspricht etwa 2,1 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die Bio-Fläche um 2,6 %, vor allem durch Zuwächse in Lateinamerika (+10,8 %) und Afrika (+24 %). Australien ist mit Abstand Spitzenreiter beim Bio-Landbau: 53 Millionen Hektar – mehr als die Hälfte der weltweiten Bio-Flächen – liegen dort. Dahinter folgt Indien mit 4,5 Millionen Hektar und Argentinien mit 4,3 Millionen Hektar.
"Mehr als 92 % der Bio-Produzenten in Asien, Afrika und Europa."
Obwohl ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die Zahl der Bio-Produzenten weltweit auf hohem Niveau: 2023 wurden 4,3 Millionen Betriebe gezählt – rund 4 % weniger als im Rekordjahr zuvor. Über 92 % der Produzenten sind in Asien, Afrika und Europa tätig. Das Land mit den meisten Bio-Produzenten ist Indien mit 2,36 Millionen, gefolgt von Uganda mit rund 400.000 und Äthiopien mit 120.000. Besonders starke Zuwächse verzeichnen Vietnam, Sri Lanka und Burkina Faso.
"Bio boomt: 2023 wurden weltweit Bio-Lebensmittel im Wert von über 136 Milliarden Euro verkauft."
Bio bleibt Wachstumsmarkt
Auch wirtschaftlich zeigt sich der Bio-Sektor stabil: Der weltweite Umsatz mit Bio-Lebensmitteln belief sich 2023 auf ca. 136,4 Milliarden Euro. Größter Markt sind die USA mit etwa 59 Milliarden Euro, gefolgt von Deutschland (16,1 Mrd. €) und China (12,6 Mrd. €). Besonders hervor sticht der weltweit höchste Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz mit rund 468 Euro jährlich. Dänemark verzeichnete mit knapp 12 % den höchsten Anteil an Bio-Lebensmitteln gemessen am gesamten nationalen Lebensmittelmarkt. Den stärksten Zuwachs beim Bio-Umsatz verzeichneten Estland mit 13 % und die Niederlande mit 12,5 %.
Zukunft des globalen Bio-Sektors
Die Zukunft des weltweiten Bio-Sektors liegt in einem starken Wachstum, angetrieben von steigender Verbrauchernachfrage und einem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Obwohl die ökologische Landwirtschaft noch nicht die Mehrheit der Fläche einnimmt, gibt es eine klare Tendenz zur Ausweitung, besonders in Bezug auf die Anbaufläche.
"Wachstum, Nachhaltigkeit und Innovation treiben den Bio-Sektor weltweit voran – besonders in aufstrebenden Märkten wie Asien und Lateinamerika."
Ein zentrales Zukunftsfeld liegt in den aufstrebenden Märkten wie Asien und Lateinamerika. Dort verbinden sich große ökologische Potenziale mit sozialem Entwicklungspotenzial. Gleichzeitig treiben technologische Innovationen wie digitale Rückverfolgbarkeit, Blockchain, Präzisionslandwirtschaft oder auch Aquaponik den Bio-Sektor voran. Diese Technologien versprechen höhere Effizienz, bessere Transparenz entlang der Wertschöpfungskette und neue Geschäftsmodelle – insbesondere für urbane oder regionale Bio-Initiativen.
"Hohe Preise, niedrige Erträge und teure Zertifizierungen bremsen das Wachstum des internationalen Bio-Markts – besonders in preissensiblen Regionen und für Kleinbauern."
Herausforderungen: Preis, Fläche, Zertifizierung
Trotz der positiven Gesamtentwicklung bleibt der internationale Bio-Markt mit verschiedenen strukturellen Hürden konfrontiert. Ein zentrales Problem sind die hohen Preise für Bio-Produkte, die vor allem in preissensiblen Märkten wie China oder Indien die Nachfrage begrenzen. In manchen Regionen liegen die Bio-Preise um ein Vielfaches über denen konventioneller Produkte. Zudem sind die Erträge in der ökologischen Landwirtschaft oft niedriger, was zusätzlichen Flächenbedarf bedeutet – eine Herausforderung in Zeiten knapper Landressourcen und zunehmender Klimabelastung. Ein weiteres Hemmnis sind komplexe und teure Zertifizierungsprozesse, die insbesondere für Kleinbauern in Schwellenländern kaum leistbar sind.
Lokale Stärken, globale Perspektiven
Der Bio-Markt 2025 zeigt sich robust, diversifiziert und wachstumsfähig – mit klaren regionalen Unterschieden. Während etablierte Märkte wie Europa und Nordamerika stabile Umsätze generieren, eröffnen sich in Ländern des globalen Südens neue Entwicklungspfade. Die ökologische Landwirtschaft trägt dabei nicht nur zur Ernährungssicherung und Klimastabilisierung bei, sondern auch zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher Räume.
Die wachsende Nachfrage nach gesunden, nachhaltigen Produkten und ein zunehmendes Umweltbewusstsein fördern weltweit die Akzeptanz von Bio. Um dieser Dynamik gerecht zu werden, wird es entscheidend sein, Infrastruktur, Zertifizierung und Technologien weiter auszubauen – damit die steigende Nachfrage effizient, glaubwürdig und nachhaltig bedient werden kann.
"Für die Zukunft gilt: regionale Stärken mit globalen Standards zu verbinden und die Dynamik für Ernährung, Klima und soziale Entwicklung weltweit zu nutzen."
Für die Zukunft ist es außerdem wichtig, regionale Ansätze mit globalen Standards zu verbinden und Bio stärker in gesamtgesellschaftliche Strategien einzubetten – etwa in der Bildung, in der öffentlichen Beschaffung oder in der Klimapolitik.
Der internationale Bio-Markt steht somit vor einer doppelten Aufgabe: Er muss weiter wachsen – ökonomisch, ökologisch und sozial – ohne dabei seine Kernprinzipien von Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz zu verlieren.
Fußnote:
1 FiBL & IFOAM – Organics International (Hrsg.): The World of Organic Agriculture. Statistics and Emerging Trends 2025. Frick und Bonn, 2025.