- 11.09.2025
- Zukunft Lebensmittel
3 Fragen an… Johannes Ehrnsperger
Geschrieben von Anna Frede

Lammsbräu hat es geschafft, das Traditionelle mit dem Modernen zu verbinden. Wie lässt sich dieser Balance-Akt auf die Bio-Branche übertragen, um die breite Masse anzusprechen?
Die Grundlage dafür ist immer zuerst die Produktqualität. Heutzutage ist niemand mehr bereit, allein zugunsten der Nachhaltigkeit ein Produkt zu kaufen, das nicht schmeckt. Wir müssen es außerdem schaffen, die Menschen mit Botschaften für ihren Lebensalltag abzuholen. Dabei müssen wir auch den Nutzen für sie als Person herausstellen. Also nicht nur auf altruistische Weise kommunizieren, à la „Du tust etwas Gutes für die Welt.“ Sondern auch: „Du tust etwas Gutes für dich.“ Ich glaube wir als Bio-Branche haben hierbei noch eine Challenge vor uns. Aktuell sind wir darin noch nicht so gut.
Thema Storytelling: Welche Geschichten braucht die Bio-Branche?
Wir brauchen Geschichten, die emotional abholen. Außerdem müssen wir es schaffen, unsere Mehrwerte ohne erhobenen Zeigefinger zu kommunizieren. Im Idealfall begeisternd und mitreißend und nicht so schwer, wie wir es als Branche in der Vergangenheit oftmals getan haben. Wir müssen eine Verknüpfung schaffen mit dem, was Menschen im Alltag bewegt. Zum Beispiel an Orte gehen, an denen Menschen mit Bio-Produkten in Berührung kommen können, wo sie es bis jetzt nicht gewohnt sind – wie in einem Fußballstadion.
Welche Themen erwarten die Bio-Branche in den nächsten Jahren?
Die große Herausforderung ist, dass wir als Bio-Branche nach wie vor kein Level Playing Field mit konventionellen Produkten haben. Wir sind immer auf die Zahlungsbereitschaft unserer Kundinnen und Kunden angewiesen, die bereit sind, den Mehrpreis für etwas Gutes zu bezahlen. Bei einem engen Geldbeutel ist es schwierig, den Verbraucherinnen und Verbrauchern unsere Themen so zu vermitteln, dass diese Zahlungsbereitschaft da ist. Wenn wir den anderen Weg gehen und unsere Produkte günstiger machen, würden wir unseren Werten nicht treu bleiben. Ich glaube, beides unter einen Hut zu bringen, ist die größte Herausforderung. Letztlich ist das auch eine Aufgabe für die Politik. Wir als Bio-Branche sind aber genauso gefragt, Vorschläge zu machen, wie ein Level Playing Field aussehen könnte. Ich denke, das ist eine Aufgabe, an der wir gemeinsam arbeiten müssen.