- 28.08.2025
- Zukunft Lebensmittel
3 Fragen an… Ranga Yogeshwar
Wissenschaftler, Autor und Moderator
Geschrieben von Anna Frede

Storytelling war eines der großen Themen auf der BIOFACH 2025. Was glauben Sie, welche Geschichten müssen wir erzählen, um mehr Menschen von Bio zu begeistern?
Storytelling ist eine Methode, die in vielen verschiedenen Bereichen angewendet wird. Es ist mir ein Anliegen zu betonen, dass wir es im Kontext von Bio mit ganz besonderen Geschichten zu tun haben. Was zeichnet diese aus? Das sind die Geschichten, die glaubwürdig sind. Das sind die Geschichten, die real sind. Häufig wird Storytelling in anderen Branchen missbraucht, um eigentlich unwahrhaftige Storys zu erzählen. Ich glaube genau das ist die Stärke der Bio-Branche: den Fokus auf die Echtheit der Geschichten zu legen.
Die ökologische Landwirtschaft gilt als Teil der Lösung für Klimaschutz und mehr Biodiversität. Wie können wir das der breiten Masse verständlich machen?
Ich glaube, wir befinden uns dabei in einem Bewusstseinsprozess. Es braucht wahrscheinlich einige Generationen, bis Bio überhaupt normal ist. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen die deutsche Küche noch ganz anders aussah als heute. Inzwischen sehe ich beispielweise auch bei größeren Empfängen, dass die Küche meiner indischen Kindheit auch in Deutschland immer mehr ankommt. Man versteht also, dass es nicht immer nur Fleisch sein muss. Und Bio wird vermehrt im Sinne der Gesundheit verstanden. Das heißt, dass ein Bewusstsein wächst, welches einen Mosaikstein in einem großen Bild darstellt. Es ist nicht die Lösung, zu sagen, dass Bio allein das Klima verändern wird. Das tut es nicht, aber es ist ein Teil des Mosaiks. Versteht man, dass diese Einzelteile zusammen ein lebenswertes und freudiges Bild ergeben, dann kommen wir weiter.
Was bestärkt Sie in Ihrer Zuversicht gegenüber einem positiven Wandel der Gesellschaft?
Wir befinden uns in einer Zeit großer Veränderungen. Gleichzeitig aber auch in einer Zeit, in der viele vergangene Veränderungen auf den Prüfstand gestellt werden. Wenn man überlegt, wie viele Industriebereiche es gibt, die eine Zeit lang sehr erfolgreich waren, bis wir irgendwann gemerkt haben, dass sie nicht länger funktionieren. Ein Beispiel ist das große Thema Kunststoff, bei dem wir langsam verstehen, dass es in einigen Bereichen nicht gut funktioniert. Oder die gesamte fossile Industrie, bei der wir erkennen, dass es bessere Lösungen gibt, als mit einem Verbrennungsmotor in die Stadt zu fahren. Oder die Energiegewinnung – wir könnten die Kette fortsetzen. Das heißt, wir ziehen das erste Mal eine Bilanz der ersten Schritte der Industrialisierung. Meine Hoffnung ist, dass wir jetzt durchaus kritisch und pragmatisch verstehen, dass Technik und Innovation zwar cool sind – am Ende müssen sie aber einen Fokus haben, und das sind wir Menschen.