- 15.09.2025
- Zukunft Lebensmittel
Der japanische Bio-Markt: Status quo, Trends und Perspektiven
Japans Bio-Markt wächst – politisch gefördert, wirtschaftlich attraktiv und kulturell im Wandel. Neue Trends und steigende Nachfrage eröffnen Chancen für internationale Anbieter. Die BIOFACH JAPAN als zentraler Branchentreffpunkt für Austausch, Innovation und Wissen unterstützt diese Entwicklungen und stärkt die Präsenz von Bio-Produkten im japanischen Markt.
Geschrieben von Team BIOFACH JAPAN

Japan steht an einem Wendepunkt seiner Agrarpolitik: am 12. Mai 2021 führte das japanische Landwirtschaftsministerium (MAFF) die Midori Strategie ein, die ambitionierte Ziele für eine nachhaltige und organische Zukunft enthält. Die Strategie sieht unter anderem vor, den Einsatz chemischer Pestizide um 50 % und chemischer Düngemittel um 30 % zu reduzieren sowie die Fläche für ökologischen Landbau bis 2050 auf eine Million Hektar zu steigern. Diese Ziele markieren einen Paradigmenwechsel in einem Land, das bislang nur einen geringen Anteil an Bio-Produkten im Lebensmittelmarkt aufweist.
Wachstum und Struktur der Bio-Produktion
Die Fläche für zertifizierten ökologischen Landbau in Japan ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, von 23,5 Tsd. ha im Jahr 2017 auf über 30 Tsd. ha im Jahr 2022. Auch die Produktionsmengen steigen: Die Menge zertifizierter Bio-Gemüseprodukte hat sich zwischen 2000 und 2022 mehr als verdoppelt. Dennoch bleibt der Anteil von Bio an der gesamten Agrarproduktion gering.
Marktentwicklung und Konsumverhalten
Der japanische Bio-Markt wächst dynamisch, wenn auch von niedrigem Ausgangsniveau. Zwischen 2018 und 2022 stiegen die Einzelhandelsumsätze mit Bio-Lebensmitteln um 52 %. Das ist ein bemerkenswerter Zuwachs, der teilweise durch die gestiegene Nachfrage nach importierten Bio-Früchten bedingt ist. Dennoch liegt der Anteil von Bio-Produkten am gesamten Lebensmittelmarkt bei lediglich 0,26 %, mit einem Pro-Kopf-Konsum von etwa 11 Euro – deutlich unter dem Niveau europäischer Länder.
Kategorien mit starkem Wachstum
Besonders dynamisch entwickeln sich in Japan sogenannte „nicht-traditionelle“ Bio-Kategorien wie Brot, Müsli, Spaghetti und Macaroni – mit jährlichen Wachstumsraten (CAGR) von bis zu 74 %. Auch Bio-Snacks und -Schokoladen verzeichnen hohe Zuwächse. Im Getränkebereich sticht insbesondere Gersten-Tee hervor, dessen Marktvolumen sich in zehn Jahren um über 6.000 % erhöht hat. Diese Entwicklungen zeigen, dass sich Bio zunehmend auch in modernen, urbanen Lebensstilen etabliert.
Vertriebskanäle und Einzelhandel
Der japanische Einzelhandel reagiert auf die steigende Nachfrage: Große Handelsketten wie Aeon planen, bis 2030 mindestens 5 % ihres Gemüseangebots in Bio-Qualität anzubieten. Gleichzeitig entstehen neue Bio-Fachmärkte wie „Bio-Ral“ oder „Bio c’ Bon“, und digitale Plattformen wie „Tabechoku“ oder „Pocket Marche“ ermöglichen Direktverkäufe von Erzeugern an Konsumenten. Auch Lieferdienste und Food-Coops wie „Coop Shizenha“ verzeichnen steigende Mitgliederzahlen und Umsätze.
Politische Maßnahmen und Förderprogramme
Die japanische Regierung unterstützt den Bio-Sektor mit einer Vielzahl von Maßnahmen:
- Förderung von „Organic Villages“, die Produktion, Verarbeitung und Konsum auf kommunaler Ebene vernetzen
- Subventionen für die Umstellung auf Bio-Landbau
- Ausbildung von Fachkräften, z. B. durch spezielle Bio-Kurse und Zertifizierungen
- Direktzahlungen für umweltfreundliche Landwirtschaft
- Technologieentwicklung, etwa für Kompostsysteme und effiziente Lieferketten
- Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist die Integration von Bio-Produkten in Schulverpflegung: 2022 nutzten bereits 193 Gemeinden Bio-Lebensmittel in ihren Schulprogrammen. Die Gründung der „National School Lunch Association“ im Jahr 2023 zeigt, dass dieses Modell landesweit ausgebaut werden soll.
Herausforderungen und offene Fragen
Trotz positiver Entwicklungen bleibt der japanische Bio-Markt mit Herausforderungen konfrontiert:
- Preisempfindlichkeit der Verbraucher und geringe Kenntnis über Bio-Standards
- Logistische Ineffizienzen, die Preisaufschläge verursachen
- Volatile Wechselkurse, die importierte Bio-Produkte verteuern
- Unsichere Finanzierung von Schulverpflegungsprogrammen nach Ablauf der Förderperiode
- Zunehmende Gelegenheitskäufer, die höhere Erwartungen an Qualität und Service stellen
Internationale Perspektive und Chancen für den Export
Japan hat seine Bio-Zertifizierungsstandards erweitert und durch Handelsabkommen die Importzölle für Bio-Produkte gesenkt. Dies eröffnet Chancen für internationale Anbieter, insbesondere da die heimische Produktion die Nachfrage nicht decken kann.
BIOFACH JAPAN & GOOD LIFE Fair: Zwei Messen, ein gemeinsames Ziel
Die GOOD LIFE Fair und BIOFACH JAPAN, die vom 26. bis 28. September 2025 auf dem Messegelände Tokyo Big Sight stattfinden, bilden ein starkes Duo für nachhaltige Lebensstile und Bio-Innovation in Japan – eine Möglichkeit für internationale Anbieter ihre Produkte dem japanischen Markt präsentieren.
Die GOOD LIFE Fair ist ein Lifestyle-Event, das sich ganz dem gesunden Leben und nachhaltigem Konsum widmet. 2025 bieten Formate wie der „Craft Beer Discovery“ und der „Mirai Stage“ mit prominenten Gästen Inspiration und Unterhaltung für ein breites Publikum.
Parallel dazu bringt die BIOFACH JAPAN als Teil des globalen BIOFACH Netzwerks seit 2001 Fachleute, Unternehmen und High-Income-Konsumenten zusammen. Die Messe bietet eine Plattform für Verkostung, Verkauf und Vernetzung rund um Bio-Produkte. Internationale Aussteller treffen hier auf japanische Einkäufer, die zunehmend auf Qualität und Nachhaltigkeit achten.
Besonders wertvoll sind die begleitenden Seminare und Bildungsformate, die tiefere Einblicke in den japanischen Bio-Markt ermöglichen. Die Kombination beider Veranstaltungen schafft ein ganzheitliches Erlebnis: Während die GOOD LIFE Fair den Lifestyle-Aspekt betont, fördert BIOFACH JAPAN den professionellen Austausch und die Marktintegration.